AMK- Pressekonferenz: "Küche 2012: Sonne im Inland, Ausland leicht bewölkt“

Frank Hüther  Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), Mannheim. (Foto: AMK)
Frank Hüther Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK), Mannheim. (Foto: AMK)

AMK-Pressekonferenz

Köln, 6. Mai 2013, Koelnmesse

Frank Hüther

Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK),
Mannheim

„Küche 2012:
Sonne im Inland, Ausland leicht bewölkt“

Sehr geehrte Damen und Herren,

fast genau vor einem Jahr konnte ich an dieser Stelle vermelden, dass es „Keine Krise in der Küche“ gibt. Und auch heute sprechen die Zahlen und Fakten für eine insgesamt freundliche Großwetterlage: Jeder dritte Deutsche bezeichnet die Küche als Lieblingsraum in Haus oder Wohnung. Jeder fünfte lebt bereits in einer wandlosen Kombination aus „Kochen-Essen-Wohnen“, verbindet die Wohnbereiche und schafft dadurch eine großzügige Wohnatmosphäre. Das war nicht immer so, und kein anderer Raum hat sich in den letzten Jahren in Form und Funktion so stark verändert, wie die Küche.

Das Thema Küche interessiert und fasziniert die Menschen wie nie zuvor, und das nicht nur in Deutschland. Deutsche Küchen sind auch im Ausland begehrt, und die deutschen Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/ Einbaugeräten sowie Spülen und Küchenzubehör bilden gemeinsam die mit Abstand leistungsfähigste Küchenindustrie der Welt.Aber während die Deutschen in einer hochwertigen Küche immer mehr eine lohnende Investition in mehr Lebensqualität und eine sinnvolle Alternative zur ertragsschwachen Geldanlage im Finanzsektor sehen, ist es für viele Küchenkäufer im europäischen Ausland schwieriger geworden, sich den Traum von einer modernen Küche zu erfüllen. Und die Nachfrageschwäche in unseren Nachbarländern hinterlässt erste Spuren auch bei uns. Die wachsende Kaufkraft in ferneren Märkten, wie etwa Russland und China, stimmt uns zwar zuversichtlich, kann aber die Rückgänge im europäischen Wirtschaftsraum noch nicht kompensieren.

Doch Bange machen gilt nicht und hilft nicht. Und tatsächlich spricht vor allem im Inland Vieles für eine nachhaltig sehr komfortable Küchenkonjunktur.

Zur AMK-Statistik: Akteure, Absender und Struktur

Bereits im vierten Jahr informiert die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) heute über Eckdaten der deutschen Küchenindustrie.

Die AMK ist der Verband der gesamten Küchenbranche, umfasst also Küchenindustrie und Küchenhandel. Sie wird getragen von exakt 125 namhaften Unternehmen. Alle diese Unternehmen sind Hersteller von Küchenmöbeln, Einbaugeräten, Spülen und Zubehör, ferner die führenden Handelskooperationen für Küchen sowie Dienstleister der Küchenbranche.

Die Wirtschaftsdaten, die wir heute veröffentlichen, beziehen sich ausschließlich auf die Küchenindustrie. Die im Folgenden genannten Umsätze sind Industrieumsätze zu Herstellerabgabepreisen vor Boni und Skonti.

Wie auch in den Vorjahren haben wir die Erhebung gemeinsam mit unseren Partnerverbänden VdDK (Verband der Deutschen Küchenmöbelindustrie, Herford) und dem Fachverband Elektro-Haushalt-Großgeräte im ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V., Frankfurt) durchgeführt. Ich bedanke mich ausdrücklich bei diesen Verbänden für die sehr gute und konstruktive Zusammenarbeit. Aktiv mitgewirkt hat ebenso wieder die GfK, Nürnberg, deren anerkannt hohe Methodenkompetenz erneut sehr hilfreich war.

Die Struktur der Datenerhebung, der Datenplausibilisierung und -komplettierung haben wir nun bereits zum vierten Mal unverändert zugrunde gelegt. Dadurch werden Trends klar erkennbar, und die volkswirtschaftliche Relevanz der Küche wird deutlich. Wir können die deutsche Küchenindustrie qualitativ wie quantitativ zuverlässig beschreiben.

Küchenindustrie 2012: Rekordumsätze, Licht und Schatten

Mit einem Gesamtumsatz von fast 10 Mrd. Euro  hat die Küchenindustrie im Jahr 2012 erneut zulegen können. Allerdings hat sich das Wachstum verlangsamt, was insbesondere der schwachen Entwicklung der Exportmärkte geschuldet war.

Die Zahlen im Einzelnen

Die deutsche Küchenindustrie erwirtschaftete im Jahr 2012 einen Gesamtumsatz in Höhe von 9,99 Mrd. Euro (Vorjahr: 9,66 Mrd. Euro). Dies entspricht einer Steigerung von 0,33 Mrd. Euro oder 3,4% im Vergleich zum Vorjahr. Von 2010 auf 2011 waren die Umsätze noch um 6,3% oder 0,57 Mrd. Euro gewachsen. Damit hat der Gesamtumsatz der Hersteller von Küchenmöbeln, Elektro-/Einbaugeräten, Spülen und Zubehör ein neues Rekordniveau erreicht, während sich das Umsatzwachstum nahezu halbierte.

Unverändert sind gut 30.000 Menschen – mit gleichbleibender Tendenz – in der deutschen Küchenindustrie beschäftigt.

Die aktuellen Zahlen sind erneut ein klarer Indikator dafür, dass individuell geplante, wertige Küchen ein begehrtes Gut sind – offensichtlich gerade auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Inland

Das Wachstum im Inland hat sich um 1,1 Prozentpunkte von 6,5% (0,34 Mrd. Euro) auf 5,4% (0,31 Mrd. Euro) reduziert. Der Gesamtumsatz der Küchenindustrie in Deutschland lag 2012 bei 5,95 Mrd. Euro (Vorjahr 5,65 Mrd. Euro). Das Inlandsgeschäft war und ist geprägt durch eine positive Konsumneigung auf hohem Niveau.

Essen, Ergonomie und Energieeffizienz

Das Thema „Küchen“ ist und bleibt ein Megatrend, quer durch alle sozialen Schichten. Egal, zu welcher Uhrzeit wir uns durch die Fernsehkanäle zappen, irgendwo wird immer gekocht. Davon und natürlich auch vom Thema „Essen“ geht ein wichtiger weiterer Erfolgsimpuls für die Hersteller von Küchen aus: Essen, vor allem gutes Essen, erlebt einen stetigen Bedeutungsgewinn. Nicht zuletzt deshalb, weil gute und gesunde Ernährung zum gesunden Leben beiträgt. Um gesundes Essen zuzubereiten, bedarf es moderner Aufbewahrungs- und Zubereitungstechnik. Das alles in ergonomisch richtigen Höhen, mit kurzen Arbeitswegen, bei gutem Licht, guter Luft, mit wenig Energieverbrauch und in einer möglichst chicken Gesamtgestaltung.

Dabei gewinnt der Aspekt der körpergerechten Küchenplanung immer mehr an Bedeutung. Küchen sollten kein Produkt von der Stange sein, sondern stets höchst individuell geplant. Dabei geht es zum einen um die optimale Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raums, zum anderen um die körperlichen Bedürfnisse des Küchennutzers. Als Orientierungshilfe für Küchenkäufer hat die AMK neben dem sogenannten AMK ergonoMeter© – dem weltweit ersten Messgerät, das zur Ermittlung der optimalen Arbeitshöhe von der Ellenbogenhöhe als ergonomischer Leitgröße der Küchenplanung ausgeht – auch das Label „Spezialist für körpergerechte Küchenplanung“ eingeführt, womit sich bereits 600 Küchenfachgeschäfte in Deutschland vom Wettbewerb unterscheiden.

Jüngste Innovation und doch keine Zukunftsmusik mehr sind elektrisch höhenverstellbare Koch- und Vorbereitungsinseln bzw. höhenverstellbare Ess-/Arbeitsbereiche in den Küchen.

Wachsende Nachfrage nach Höherwertigem

Sowohl bei Küchenmöbeln als auch bei Elektrogroßgeräten wächst der Markt, was zu einem hohen Beschäftigungsgrad mit niedrigen Arbeitslosenzahlen in der Küchenbranche führt. Wie bereits berichtet, herrscht insgesamt eine hohe private Nachfrage nach langlebigen Gütern, was zum Teil auch der Verunsicherung gegenüber dem Finanzsektor geschuldet ist. Der damit verbundene Bauboom gibt starke Impulse auch in die Küchenindustrie.

Die Nachfrage nach energieeffizienten Hausgeräten wächst, Innovationen und Technologien stimulieren den Hausgerätemarkt.

Wir erleben einen anhaltenden Trend zu höherpreisigen – weil höherwertigen – Küchen, speziell im Fachhandel, bei Einrichtungshäusern, Küchenstudios und Küchenfachmärkten. Dieser Trend wird verstärkt durch ein insgesamt positives Konsumklima und niedrige Zinsen.

Im Küchenhandel beobachten wir eine zunehmende Umsatzkonzentration, speziell Einrichtungshäuser werden weiter weniger.

Export

Mit einem Export-Umsatzvolumen von 4,04 Mrd. Euro wurde zwar ein neuer Höchstwert erreicht, aber das Umsatzwachstum hat sich von 6,0% von 2010 auf 2011 auf nur noch 0,6% von 2011 auf 2012 reduziert.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise schwächt weiterhin wichtige Auslandsmärkte. Langjährig führende Küchen-Exportmärkte, wie etwa Spanien, Italien, Griechenland, Portugal, aber auch die Niederlande und Großbritannien sind eingebrochen, und eine Erholung zeichnet sich allenfalls im Vereinigten Königreich ab. Auch die Entwicklung bei unserem Nachbarn Frankreich, der mittlerweile die Niederlande als wichtigsten Exportmarkt für deutsche Küchen überholt hat, stimmt uns nachdenklich. In Europa entwickelt sich außerhalb Deutschlands nur der Küchenmarkt in Österreich und der Schweiz prächtig, auch die Türkei mit ihrer regen Bautätigkeit gewinnt immer mehr an Bedeutung.

Chinesen lieben deutsche Küchen

China ist bereits heute ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Küchen, und dies mit stetig wachsender Bedeutung. Gerade im Reich der Mitte entwickeln sich bei der einkommensstärkeren Kundschaft moderne Einbauküchen europäischer Prägung immer mehr zu einem Statussymbol – eine Entwicklung, die wir aus Deutschland, vielen europäischen Ländern und Russland bereits kennen. In Deutschland ist die Küche gleich nach dem Auto das Statussymbol Nummer 2.  Und gerade in China hat man erkannt: Zwischen deutschen Küchen und deutschen Autos gibt es in der Tat viele Parallelen: Beide sind zuverlässig, belastbar und solide, aber gleichzeitig attraktiv, stylisch, innovativ und begehrt. Sie sind nicht nur schön, sondern auch praktisch, und auch bei Produktion in großen Stückzahlen von gleichbleibend höchster Qualität und Zuverlässigkeit. Das ist vor allem im Projektgeschäft von großer Bedeutung.

Vor dem Hintergrund der wachsenden chinesischen Mittelschicht und der wachsenden Begeisterung für moderne Küchen beschäftigt sich die AMK seit mehr als zwei Jahren intensiv mit dem chinesischen Markt. Wir suchen den Dialog mit chinesischen Küchen- und Möbelverbänden, zum Beispiel zu den Themen Normung und Standardisierung von Einbaumaßen, betreiben Markt- und Trendbeobachtung und forcieren die Absatzförderung individuell geplanter und hochwertiger Einbauküchen im Reich der Mitte. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch die Entwicklung moderner Küchenplanungssysteme für den chinesischen Markt, ist dies doch eine Voraussetzung für die Etablierung signifikanter Handelsstrukturen. Ab Sommer 2013 wird die AMK mit einem eigenen Büro in Beijing vertreten sein.

Die Lage in Russland und dem mittleren Osten hat sich bereits leicht erholt und stimmt uns auch weiterhin hoffnungsvoll. Ebenfalls lohnend für die Küchenbranche scheint der Blick nach Südostasien zu sein.

Zusammenfassend dürfen wir bei aller gebotenen Bescheidenheit feststellen: Kein anderes Land ist besser durch die Krise gekommen als Deutschland. Das Prädikat „Made in Germany“ ist auch für Küchenmöbel, Elektro-/Einbaugeräte und  Küchenzubehör in nahezu allen Auslandsmärkten positiv wirksam.

Ausblick

Wie auch schon in 2012 sind für das kommende Jahr keine eindeutigen konjunkturellen Rahmendaten zu erkennen. Positiv wird sich der vierte Anstieg in Folge bei den Genehmigungszahlen im dt. Wohnungsbau auswirken (+6%), eine anhaltende „Flucht in die Sachwerte“, die Existenz nach wie vor hoher Geldvermögen und Erbeinkommen, historisch niedrige Zinsen, die den Trend in Sachwerte weiter befördern sowie eine Zunahme des verfügbaren Einkommens in Deutschland. Allerdings weisen zahlreiche Indikatoren auf eine konjunkturelle Abschwächung hin. Ferner ist zu befürchten, dass die Eurokrise auf die Konsumlaune drücken wird. Zahlreiche Volkswirtschaften in Europa sind angeschlagen, die Exportaussichten daher entsprechend eingetrübt.

Warum wir guter Dinge sind: Chancen

  • Wir beobachten eine nachhaltige Veränderung in der Wertorientierung der Verbraucher im Sinne eines Trends zu bewusstem Konsum: Qualität kommt vor Quantität.
  • „Made in Germany“ wirkt im Inland und im Ausland als Alleinstellungsmerkmal mit dem Charakter eines Gütesiegels.
  • Der informierte Verbraucher achtet auf Ressourcenschonung, dies mit einem besonderen Fokus auf Energieeffizienz bei den Elektrogeräten, aber auch auf die Herkunft von Rohstoffen sowie weitere ökologische und soziale Aspekte.
  • Der Bestand von mehr als 10 Mio. Küchen mit einem Alter von 15 Jahren führt in der nahen Zukunft zu Ersatzbedarf.
  • Erhebliche Chancen liegen in der Erschließung und im Ausbau von (neuen) Exportmärkten – z.B. China, Indien, Osteuropa.

Risiken für die Küchenbranche liegen in den Unsicherheiten um die weitere Entwicklung des Euro, um die langfristige Entwicklung des Arbeitsmarktes im In- und Ausland, die Entwicklung der Rohstoffpreise sowie insbesondere die Unwägbarkeiten hinsichtlich der Entwicklung der Exportmärkte.

Unser Ausblick auf das Jahr 2013 fällt unter Würdigung all dieser Aspekte optimistisch aus. Wir rechnen mit einem moderaten Wachstum.