Geschirrspüler sind unverzichtbar: Vom heißen Kessel zum High-Tech-Wunder

Seit den späten 1960er Jahren erobert die Spülmaschine die deutschen Haushalte. (Foto: AMK)
Seit den späten 1960er Jahren erobert die Spülmaschine die deutschen Haushalte. (Foto: AMK)

In einer lauen Frühlingsnacht des Jahres 1886 beschloss Frau Josephine Cochran im Angesicht eines gewaltigen Geschirrberges die Erfindung einer Maschine, die spült. Einige Wochen später ging sie zum US-amerikanischen Patentamt und wurde nicht nur die Erfinderin der Spülmaschine, sondern auch die erste Frau, die überhaupt ein Patent einreichte. „Glücklicherweise hatte sie diese Idee und später den Mut, trotz heftigen Widerstandes ihres Küchenpersonals, an der Entwicklung der Maschine festzuhalten“, kommentiert Frank Hüther, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V. (AMK) in Mannheim, die nützliche Erfindung.

Ihre Maschine war ein Kupferkessel, in dem sich ein Rad durch einen Motor drehte. Das Geschirr wurde in passenden Drahtkörben hineingestellt und von heißem Seifenwasser gespült. Nach ihren Plänen wurden 1893 die ersten Prototypen auf der Weltausstellung in Chicago mit dem Preis für „die beste mechanische Konstruktion, Haltbarkeit und Zweckentsprechung“ ausgezeichnet. Josephine Cochran starb 1913 im Alter von 74 Jahren. Das war 25 Jahre nach ihrer Erfindung, die ganzen Generationen von Hausfrauen, Hausmännern und Gastronomiespülern das Leben bis heute wesentlich erleichtert.

Trotz der vielen Vorteile stockte aber zunächst auch im Mutterland USA die großflächige Verbreitung der neuen Maschine zum Spülen. Hauptgrund für die sehr langsame Marktdurchdringung war der verhältnismäßig hohe Preis. „Die sensationelle Technik musste erst einmal ihre Hersteller finden und die niedrigen Lohnkosten der Tellerwäscher verhinderten die Wachstumspläne der Produzenten enorm“, erläutert Hüther den zunächst stockenden Erfolg. In Deutschland kam 1929 die erste elektrische Spülmaschine Europas auf den Markt.

Die dann folgenden Jahrzehnte, beherrscht von Krieg und Armut, verhinderten aber auch hier zunächst eine zügige Verbreitung. Noch in den 1950er Jahren galten Spülmaschinen als absolutes Luxusgut. Und nicht nur das, sie galten generell als entbehrlich, weil das Selbstverständnis der Hausfrauen im Wirtschaftswunder noch überaus traditionell geprägt war. Es gehörte zur originären Aufgabe der Frau, sich mit Spülen und Polieren des wertigen Geschirrs höchst selbst zu plagen. Erst im Zuge der gesellschaftlichen Aufbrüche der 1960er Jahre trat auch die Spülmaschine in Deutschland ihren Siegeszug an. Diesen nahm sie sodann mit großen Schritten wahr. So wurden Spülmaschinen in den 1970er Jahren endlich zum Bestseller vieler west- und auch ostdeutscher Hersteller.

Die technisch immer aufwendiger werdenden Maschinen sind heute kleine High-Tech-Wunder. Vom Prinzip her wirken beim Spülen aber immer noch die drei Faktoren auf das Geschirr wie bei den frühen Modellen: der Wasserdruck, die Temperatur und das Reinigungsmittel. Die rotierenden Düsen in der Maschine pressen die alkalische Spüllauge gegen die Geschirrteile und das Besteck. Der hohe pH-Wert des Wasser-Spülmittel-Gemisches ist genauso wichtig zum Lösen des Fettes und Schmutzes wie der Wasserdruck und dessen Temperatur. Heiße Durchläufe sind vor allem für verfettetes und angetrocknetes Geschirr üblich; kühlere Temperaturen lösen leichten Schmutz von Gläsern, Tellern und Konsorten. Haushaltsspülmaschinen benötigen heute im Normalprogramm etwa zwei Stunden. Das ist zwar länger als früher, liegt aber daran, dass mit wesentlich weniger Wasser und Elektrizität gespült wird.

Hilfreich ist hier das bunte europäische Energieverbrauchslabel, welches durch die Einteilung in Klassen auf den ersten Blick Auskunft darüber gibt, wie viel Energie der Geschirrspüler tatsächlich verbraucht. Auf dem Label ist immer der durchschnittliche Jahresenergieverbrauch (280 Spülzyklen im Normalprogramm) ausgewiesen. Außerdem findet man dort Hinweise zum jährlichen Wasserverbrauch und zur Trockenwirkung. Viele Spülmaschinen der neuen Generation können übrigens direkt an die Warmwasserleitung angeschlossen werden. Das spart Strom und ist immer dann sinnvoll, wenn die Warmwasseraufbereitung besonders energieeffizient etwa mit einer modernen Gas- oder Ölheizung oder mit einer Solaranlage erfolgt. Wichtig bei Geschirrspülern ist neben dem Energieverbrauch auch das Laufgeräusch. Auf dem Markt sind inzwischen Geräte mit sehr leiser Geräuschentwicklung, die geräuschempfindliche Personen sicherlich bevorzugen sollten.

Heute haben 2/3 aller deutschen Haushalte eine Spülmaschine. Die meisten Geräte sind im Bereich der Unterschränke in der Küche eingebaut. Allerdings gibt es einen Trend zum höheren Einbau. So ist es sowohl jungen und älteren Benutzern einfacher möglich, die Maschine ein- und auszuräumen. Die modere Spülmaschinenelektronik macht Spülmaschinen heute sogar ökologisch korrekter und wirtschaftlicher als das klassische Spülen von Hand. „Beides würde Frau Cochran bestimmt sehr freuen“, vermutet Frank Hüther und ist von der modernen Technik begeistert.